Papierlose Visualisierung? Hat der Nünninghoff noch alle Kekse im Adventskörbchen? Ja, hat er. Keine Sorge. Wie du aber vielleicht aus einer meiner letzten Podcast-Folgen weißt, war ich vor zwei Wochen in Zürich in der Schweiz. Und dort war ich nicht im Urlaub, sondern gemeinsam mit den geschätzten Kollegen Lars Bobach, Ivan Blatter und Thomas Mangold bei der Firma Evernote. Als Experten aus der DACH-Region wurden wir eingeladen mit den Spezialisten der Firma über die zukünftige Weiterentwicklung der Anwendung zu sinnieren.
Damit kommen wir auch schon zur ersten Möglichkeit eine papierlose Visualisierung vorzunehmen. Glaube es mir, aber ich war sehr erstaunt, als ich in dem Meeting-Raum keine entsprechenden Präsentationsmöglichkeiten vorfand. Und dann nahm auf einmal einer der Evernote-Mitarbeiter einen Stift in die Hand und fing an auf der Tapete zu schreiben. Ich war schon im „Schimpf-na-na-na-Modus“, den ich von meinen Kindern kenne. Glücklicherweise konnte ich mich zurück halten und bestaunen, was dort passierte.
Die Wand des Besprechungsraumes war auf der Fläche mit einer speziellen Farbe bestrichen. Es war also keine spezielle Tapete, sondern eine besondere Farbe, die eine beschreibbare Oberfläche hatte. Hier konnten wir dann, und natürlich musste ich das ausprobieren, lustig auf der Wand schreiben, malen und verweisen. Später, als wir den Gedanken abgeschlossen oder weiterentwickeln wollten, wurde die Notizen dann fotografiert, weggewischt und weiter ging es mit der Wandmalerei.
In meinem neuen Büro im Keller waren zu dem Zeitpunkt schon die Wände gestrichen. Von daher habe ich davon abgesehen mir die Farbe zu kaufen. Entschieden habe ich mich von daher für eine Folie. Diese wird auf die Wand aufgeklebt und hat dann die gleichen Eigenschaften, wie die Wandfarbe. Mit den entsprechenden Stiften kann ich nun fortan in meinem Keller meine Gedankenkonstrukte aufmalen und visualisieren.
Als Berater habe ich nur sehr selten bis gar keinen Kundenbesuch in meinem Büro. Ich würde die Möglichkeit aber jedem Unternehmer empfehlen, der auf diese Art und Weise seinen Kunden oder Mitarbeiter etwas präsentieren möchte. Es gibt nämlich zwei riesige Vorteile der papierlosen Visualisierung mit der beschreibbaren Wand:
Eine wohl sehr bekannte und weit verbreitete Methode. Der Raum wird abgedunkelt, damit auch jeder die Darstellung ordentlich sehen kann und nach 10 Minuten schläft auch der letzte ein. Auch ich arbeite hin und wieder mit dieser Methode, aber als Redner und Vortragender bist du in dem Moment derjenige, der die Gestaltung der Präsentation so vornehmen muss, dass ein gewisser Spannungsbogen entsteht. Deine Zuhörer wollen ja Inhalte erfassen und lernen.
Leider kann ich nicht wirklich beantworten, warum diese Form der Frontal-Unterhaltung so populär ist. Vermutlich sind das noch die Statuten, die wir in der Schule kennen lernen. Dort steht auf die ganze Zeit einer vorne an der Tafel und meinte seine Inhalte verständlich rüber bringen zu können. Ich persönlich kann deutlich besser mit interaktivem Zusammenarbeiten umgehen. Als Paperless Coach bin ich oftmals derjenige, der die Inhalte vermitteln muss. Da ich mit einem aktiven Einbinden der Zuhörer gute Erfahrungen gemacht habe, halte ich meine Präsentation oftmals sehr oberflächlich und simpel.
Wie sagte Lars Bobach mal so schön in einer Podcast Episode (aus meinem Gedächnis):
„Ich mache kein begleitetes Lesen, wenn ich vorne stehe.“ – Lars Bobach
Damit hat er auch vollkommen Recht, der wichtige Inhalt kommt vom Redner und soll nicht langwierig in einer üblichen Präsentationsschlacht (wie du sie sicher auch kennst) abgelesen werden.
Aus meiner Sicht ergibt sich bei der Darstellung ein großes Problem: die Größe! Du kannst die tollste Präsentation basteln, aber wenn du in einem Besprechungsraum zu wenig Platz hast um die Ausgabefläche groß genug darstellen zu können, kommt der Inhalt nicht an. Oder andersherum ist der Raum riesig und die Ausgabe des Beamers so klein, dass die letzte Reihe nicht einmal mehr mitbekommt, dass ein Bild an die Wand geworfen wird.
Du bemerkst vielleicht aus meiner Art des Schreibens, dass der Beamer nicht mein bevorzugtes Element der Präsentationstechnik ist. Dennoch hat diese Form der Darstellung große Vorteile:
Gegenüber der Schreib-Tapete oder Schreib-Folie hat der Beamer natürlich den großen Vorteil, dass er an vielen verschiedenen Orten eingesetzt werden kann. So eine Tapete hängt und klebt, aber vor allem ist sie nur an diesem Ort nutzbar. Zusätzlich hat der Beamer den Vorteil, dass die Auswahl der Medien sehr groß ist, die papierlos visualisiert werden kann. Videos, Tabellen oder auch ein Live-Anwendung im Internet sind dort problemlos machbar.
Das Whiteboard ist jedem ein Begriff. Es ist ein wenig der Kompromiss aus dem Flipchart und meiner schon erwähnten Wandmalerei. Wer also aus irgendwelchen Gründen zu Hause an der Wand nichts aufmalen kann (oder darf), sollte über die Anschaffung eines Whiteboards nachdenken. Hier lässt sich mit entsprechenden Markern alles darstellen, wonach einem gerade der Kopf steht.
Jedoch ist der Gedanken ein wenig eine Grenze gesetzt, nämlich die physischen Abmessungen des Whiteboards. Insofern kann man sich beim „Gedanken bauen“ nicht ganz so toll austoben wie auf einer kompletten Wand mit beschreibbarer Folie oder einem adäquaten Anstrich. Dennoch reicht ein Whiteboard oftmals schon aus.
Besonders bei der individuellen Darstellung von Dingen, Sachverhalten oder was auch immer hat das Whiteboard ähnlich der beschreibbaren Wand den großen Vorteil auch individuell reagieren zu können. Während der Vortragende bei einer Präsentation per Beamer mit seiner Wortgewandtheit reagieren muss, wirkt die eigens dafür erstellte Darstellung bildlich natürlich deutlich besser.
Leider kann ich an der Stelle keine schlagenden Argumente für (oder gegen) das Whiteboard finden. Es ist zweifelsfrei sinnvoll, wenn alle anderen Optionen aus welchen Gründen auch immer verwehrt sind. Wer jedoch die Möglichkeit hat seine Wand als beschreibbare Oberfläche nutzen zu können, sollte dies unbedingt tun. Gleichzeitig ist ein Whiteboard aber auch immer besser als gar keine Form der Wand-Präsentation. Die Verbildlichung von Sachlagen dient immer dem Verständnis und wenn es nur das eigene ist.
Die perfekte Darstellung ist meist ein Mix aus verschiedenen Medien. Zudem ist auch immer wichtig zu betrachten, warum eine Darstellung gewählt werden möchte. Wer sein Unternehmen präsentieren möchte, ist mit einem Beamer und einer entsprechenden Präsentation deutlich professioneller aufgestellt als mit einem Whiteboard. Oft bestehen die Berater-Termine aber vor allem aus „Arbeit“ an der Lösung. Es geht also weniger um die oberflächliche Darstellung einer Situation, sondern viel mehr um die konkrete Herleitung eines Wunsch-Szenarios.
Wer hier durch eine individuelle Darstellung die Inhalte verständlicher präsentieren kann, gewinnt sehr oft und sehr schnell das Vertrauen des Empfängers. Was will ich damit sagen? Die Visualisierung muss immer an denjenigen angepasst sein, der die Information aufbereitet bekommt. Arbeitest du bei einem Kunden mit ihm oder seinen Mitarbeitern zusammen, ist ein Wechsel der Medien oftmals sehr erfolgsversprechend und das direkte Arbeiten in der Anwendung oder dem Prozess von Vorteil. Machst du dir mit Geschäftspartner hingegen Gedanken beispielsweise über die Zukunft oder bestimmte Konzepte zu einer Fragestellung, ist mehr Individualität möglich, wenn das Präsentations-Medium entsprechend frei von Grenzen ist.
Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Welche Dinge funktionieren bei dir oder deinen Kunden ganz besonders gut? Ich freue mich über deine Meinung und deine Erfahrungen in den Kommentaren.
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